Seit der Besteigung des Kilimanjaro hat mich irgendwie das Wander-Fieber gepackt. So ist es auch nicht verwunderlich, dass ich mir den vier Tage dauernden W-Trek (Die Route sieht aus wie ein grosses W, deshalb der Name) durch den Torres del Paine nicht entgehen liess. Schön war es, aber auch anstrengend.
Das Beste zu Beginn
Den W-Trek durch den Torres del Paine kann man von West nach Ost oder umgekehrt wandern. Wir wählten die Variante von Ost nach West eher zufällig als bewusst. So hiess das erste Etappenziel, die „Torres“ zu besuchen. Sie sind sozusagen das Wahrzeichen des Nationalparks. Drei Türme, welche in ihrer speziellen Felsformation hinter dem türkis-grünen Bergsee in die Höhe ragen.
So machten wir uns frohen Mutes am ersten Tag vom Refugio Las Torres auf den Weg. Bereits nach wenigen Metern begrüsste uns die Sonne. In der Nacht hatte es in den höheren Lagen geschneit.

Ein super Start in den Tag
Bald waren die Hügel überwunden. Nun ging es am Berg aufwärts. Der Weg führte an einem Flusstal entlang. Während dem Wandern mussten Seline und ich immer wieder Pausen einlegen, um die grandiose Bergwelt auf uns wirken zu lassen und Fotos zu machen. So vergingen die Stunden und wir erreichten über eine kleine Brücke schliesslich das Refugio Chileno. Hier konnten wir unser Gepäck ablegen und schon für die Nacht einchecken.
Doch die Wanderung war noch lange nicht zu Ende. Nach einer kurzen Erholungspause machten wir uns weiter in Richtung der „Torres“. Durch Wälder gelangen wir immer weiter nach oben. Das letzte Stück führte über einen Geröllhang. In meinen Augen war dies der anstrengendste Part des ganzen W-Trekkings.

Von der Baum- zur Schneefallgrenze
Weiter oben kamen mir die unausweichlichen Pausen gerade gelegen. Das schöne Wetter hatte nämlich auch „Eintags-Wanderer“ angezogen, die sich die Türme anschauen wollten. Der Weg war schmal und steinig. Somit war das gegenseitige Passieren der Wanderer nicht immer so einfach. Doch mit Rücksicht und Geduld hat es jeder nach oben und auch wieder nach unten geschafft.
Oben angekommen erfüllten sich unsere Hoffnungen. Die „Torres del Paine“ waren gut zu sehen und nicht völlig vom Nebel verschluckt, wie es so oft der Fall sein soll. Nachdem die Türme mit der Kamera festgehalten waren, setzten wir uns auf einen Felsbrocken und assen unseren Lunch. Dabei sahen wir dem Nebel zu, wie er sich um die Spitzen der Türme hüllte und sie dann wieder frei gab.

Die „Torres del Paine“
Auf dem Rückweg gesellte sich zum Sonnenschein und dem starken Wind auch noch einige kleine Schneeflocken, so ist das eben mit dem patagonischen Wetter;).
Schliesslich erreichten wir das Refugio Chileno wieder. Seline und ich setzten uns an einen Tisch, um uns etwas zu erholen. Kurze Zeit später fanden wir unsere Wanderfreunde, welche uns während den weiteren Tagen begleiteten und immer wieder für frohe Stimmung sorgten.

Das einzige Transportmittel zum Refugio Chileno
Und weiter geht es
Gemeinsam mit unseren Wanderfreunden machten wir uns am nächsten Tag auf den Weg. An diesem Tag galt es hauptsächlich Weg gut zu machen. Wir gingen dem Tal entlang zurück, von woher wir einen Tag zuvor gekommen waren.
Vorne am Tal angelangt, ging es weiter in Richtung Westen. Das Tagesziel hiess Refugio Los Cuernos.

Ein patagonisches Naturerlebnis
Es ging rauf und runter und wieder rauf und wieder runter. Seline und ich gaben unsere Gesangskünste zum Besten. Unser italienische Wanderfreund Alberto bezeichnete uns, wieso auch immer, als russische I-Pods. Das Highlight war definitiv „Wind of Change“. Es ist anzumerken, dass Seline nicht Pfeifen kann:D.
Immer wieder wurden uns Blicke auf den Nordernskjöld Lake gewährt und es brauchte eine Pause hie und da, um die Aussicht geniessen zu können. Unsere Wanderfreunde hielten das Tempo dennoch recht hoch, eigentlich um einiges höher, als dass wir es uns gewohnt sind. So waren Seline und ich dann doch etwas erschöpft, als wir bereits zur Mittagszeit im Refugio Los Cuernos ankamen. „ 1 Stunde und 15 Minuten früher, als auf der Wanderkarte angegeben ist.“, liessen Uli und Thomas aus Deutschland stolz verlauten.

Ein Teil unserer Wanderfreunde
Es dauerte nicht lange, bis die Idee eines Glässchens Wein die Runde machte. Natürlich hatten es sich die beiden Chilenen Juan und José nicht nehmen lassen, Weinflaschen den Berg hoch zu schleppen (das wäre mir ja nie in den Sinn gekommen). So verbrachten wir einen geselligen Nachmittag mit angeregten Diskussionen und viel Gelächter. Maria, eine in der Westschweiz lebende Spanierin vervollständigte die Gruppe.
Der lange Tag 3
Wie jede Nacht, hatten wir in einem gemischten Schlafsaal geschlafen. Leider war für mich in dieser Nacht aber kaum an Schlaf zu denken. Ein Mädchen musste während der ganzen Nacht im Stundentakt oder öfters erbrechen. Ihr Vater kümmerte sich um sie. Doch als Krankenschwester liess es mir dann doch keine Ruhe und ich musst mich immer wieder vergewissern, ob Tochter und Vater die Situation im Griff hatten. Das Mädchen tat mir richtig leid.
Relativ unausgeruht, zog ich mit Seline und unseren Wanderfreunden am nächsten Tag los. Immer wieder mussten die anderen auf mich warten. An diesem Tag lagen 25 km vor uns. Deshalb entschieden Seline und ich, unser eigenes Tempo zu gehen und unsere Wanderfreunde davon rennen zu lassen.
Wir wanderten durch das Francés Valley hoch zum Aussichtspunkt Britanico. Das Bergpanorama war geprägt von Gletschern. Gelegentlich hallte ein Donnern durchs Tal, nämlich dann wenn sich wieder ein Stück Eis gelöst hatte. Das war sehr eindrücklich. Auch schön waren die Regenbogen. Der Mix aus feinem Nieselregen, Nebel und Sonnenschein bot uns dieses Phänomen.

Gletscher und Schnee im Francés Valley
Das letzte Stück des Weges war dann nochmals ziemlich steil und auch die Hände kamen zum Einsatz, um sich an den Felsen etwas hoch zu ziehen. Doch einmal mehr, hatte sich die Mühe gelohnt.

Ausblick auf die Bergwelt des Francés Valley
Und wieder hiess es, den gleichen Weg zurück zu gehen, um dann weiter nach Westen zu wandern. Der Weg zog sich in die länge. Nach über 20 km, hatte ich die Nase voll vom Wandern. Der Rucksack war plötzlich schwerer als sonst, ich musste aufs Klo und meine Laune hatte dank des Schlafmangels ihren Tiefpunkt erreicht. Kilometer 23, 24 und 25 wollten einfach nicht vorüber gehen.
Umso erleichterter war ich, als das Refugio Paine Grande endlich zum Vorschein kam. Ein aufmunterndes und anerkennendes Schulterklopfen unserer Wanderfreunde bei der Ankunft liess dann alle negativen Gedanken verfliegen.
Nach der Dusche und dem Abendessen sah die Welt schon wieder in Ordnung aus. Dennoch gingen Seline und ich bereits um 20:00 Uhr ins Bett, um unsere schmerzenden Beine und Füsse zu schonen. Uns war aber wieder zum Lachen zu mute. Wütendes Geklopfe vom Nebenzimmer machte uns später schliesslich auf die Nachtruhe aufmerksam.
Der letzte Tag
Am letzen Tag vervollständigten wir das W unseres W-Trekkings. Am Grey Lake entlang führten die 11 km zum Grey Gletscher.
Wie bereits am Vortag, wanderten wir über Stunden durch verbranntes Gebiet. 2010 wurde durch eine einzelne Person ein Waldbrand ausgelöst, welche 40% der Bäume im Torres del Paine zerstörte. Es machte mich doch sehr nachdenklich, wenn man so sieht, wie Menschen mit der Natur umgehen. Denn die Tatsache, dass es im Torres del Paine zeitweise sehr windig ist, muss wohl jedem aufgefallen sein, bevor er sich dazu entschlossen hatte, sein Klopapier, die Zigarette oder was auch immer anzuzünden.

Verbranntes Gebiet
Doch das Wetter war herrlich und das Gelände nicht mehr so anspruchsvoll wie die Tage zuvor. So kamen wir dem Grey Gletscher immer näher. Auf dem See schwammen vereinzelte Eisberge umher, welche in der Sonne glitzerten.
Direkt vor dem Grey Gletscher erreichten wir unser Ziel. Der W-Trek war vollendet. Wir sassen eine Weile auf der Erhöhung vor dem See und beobachteten die Kayak-Fahrer, welche sich im See vor dem Grey Gletscher tummelten.

Der Grey Gletscher
Auf dem Rückweg zum Refugio Paine Grande, füllten wir noch einmal unsere Wasserflaschen mit dem saubersten und frischesten Wasser aus den Bergbächen vom Torres del Paine. Es ist toll, wenn man Wasser ohne Bedenken einfach so aus der Natur trinken kann, ohne sich Sorgen machen zu müssen.

Ein weiteres Stück Wanderweg
Im Refugio Paine Grande belohnten Seline und ich uns mit einem Fanta und warteten die letzten Stunden mit unseren Wanderfreunden auf das Schiff. Eine Schiffsfahrt über den Pehoé Lake brachte uns dann nämlich nach Salto Grande. Dort wartete bereits der Bus auf uns und fuhr uns zurück nach Puerto Natales. Dort angekommen mussten wir uns dann leider von unseren Wanderfreunden verabschieden.

Der Pehoé Lake
Es war meine zweite mehrtägige Wanderung. Und auch dieses Mal war ich wieder völlig begeistert von dem tollen Wandererlebnis in der wunderschönen Natur Patagoniens. Ich kann es nur jedem weiterempfehlen, den Torres del Paine Nationalpark auf diese Weise zu erleben.
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