Der Zufall einer Autopanne führte mich nach Homer. Stephanie und Dan, welchen ich während meiner Fahrt auf dem Denali Highway begegnete, hatten mich zu sich nach Hause in Homer eingeladen. Dort warteten auf mich besondere Einblicke in das Leben der Einheimischen.
Meeresluft und Partystimmung
Stephanie und Dan hiessen mich in ihrem wunderschönen zu Hause herzlich Willkommen, als ich in Homer eintraf. Ihr modernes Holzhaus ist in Mitten von Natur gebaut und lässt aufs Meer blicken. Hinter dem Haus grasen ihre Pferde.
Es war Wochenende und deshalb hatten Stephanie und Dan volles Programm. Zuerst stand eine Geburtstagsparty auf dem Plan, welche sie nicht verpassen wollten. Stephanie und Dan meinten zu mir, dass ich unbedingt mitkommen solle, damit ich ein paar coole Leute kennen lerne.
Auf der einen Party angekommen, beglückwünschte ich das Geburtstagskind und stellte mich den Leuten vor. Das Eis war schnell gebrochen und die Leute fanden die Geschichte, wie mich Dan und Stephanie aufgegabelt hatten, toll.

In etwa so wohnt es sich in Homer
Es wurde viel erzählt und diskutiert. Ein besonders heisses Thema: Die Präsidentschaftswahl. Die Leute konnten sich nicht festlegen, ob den nun Clinton oder Trump das grössere Übel wäre. Doch bei einem waren sie sich einig, nämlich dass man in Alaska mit beiden nicht zufrieden ist. Viele sahen das Problem darin, dass in den „Lower 48th’s“ noch immer das Zweiparteien-Denken herrscht und die meisten Amerikaner nicht bereit sind, davon weg zu kommen.
Mir ist aufgefallen, dass sich die Alaskaner nicht unbedingt als Amerikaner sehen. Ich hörte die Alaskaner kaum einmal die Wörter „USA“ oder „United States“ sagen. Vielmehr verwendeten sie den Begriff „The Lower 48th’s“, also „die unteren 48 Staaten“ (Alaska ist der 49. Staat). Ich hatte das Gefühl, dass sie sich so von den USA als Ganzes distanzieren wollen. Darauf angesprochen, stimmten mir meine Gesprächspartner zu.
Während ich mich mit den Party-Gästen unterhielt, fühlte ich mich in meinen Eindruck bestätigt, dass Alaskaner ihre Besonder- und Eigenheiten haben und in Vielen noch der Pioniergeist zu finden ist. Offenheit, Toleranz, Bodenständigkeit, Gelassenheit, Hilfsbereitschaft, Eigenständigkeit, den Bezug zur Natur und der Sinn für Humor, lässt sich beinahe bei jedem Alaskaner finden. Ausserdem sind sie flexibel und sehr kreativ. Auf diese Weise passten sich die Menschen wohl an die Lebensbedingungen im hohen Norden an.
Nebst den vielen Gesprächen, war das Essen auch ein zentraler Punkt der Party. Auf dem Grill wurde frisch gefangener Fisch gebrutzelt und das Buffet war überladen mit verschiedenen Salaten und Gemüsegerichte. Das meiste kam frisch aus den Gärten.
Alaskaner lieben frisches Gemüse aus dem eigenen Garten. Das ist eine weitere Besonderheit, die mir in Alaska auf gefallen ist. Beinahe Alle haben einen eigenen Garten und ein „Greenhouse“, um Gemüse anzupflanzen. Und Jeder ist stolz auf seinen eigenen Garten. So ist es dann auch üblich, dass man mit Gästen einen Rundgang durch den Garten macht und sich austauscht. Das war bei dieser Party nicht anders.
Die Stunden vergingen wie im Flug. Als es schon dunkel war und langsam kalt wurde, sass ich mit den letzten Gästen ums Lagerfeuer und genoss den Abend, bis es Zeit war, nach Hause zu gehen. Am nächsten Tag wollten Stephanie und Dan nämlich fischen gehen.
Ein frisches Abendessen
Am nächsten Tag fuhren wir zum Hafen. Ich wusste gar nicht, dass Dan und Stephanie ein eigenes Fischerboot haben. Beim Hafen trafen wir uns mit Steven, einem Freund der beiden. Die Jungs wollten Halibut fischen. Nachdem das Boot vorbereitet und wir startklar waren, lenkte Dan das Boot ins Meer hinaus.

So fischt man in Alaska
Stephanie und ich überliessen das Fischen den Jungs, wir wollten Blaubeeren pflücken gehen. Dafür liess uns Dan an einer geeigneten Stelle am Festland aussteigen. In einigen Stunden würden sie uns am vereinbarten Ort wieder abholen. So verbrachten Stephanie und ich einen gemütlichen Nachmittag im Wald und pflückten „Blueberries“.
Einige Stunden später kamen uns Dan und Steven abholen. Drei grosse Halibut hatten sie gefangen. Zurück im Hafen, verarbeiteten sie die Fische. Ich musste zuerst aber noch ein Foto von den riesigen Fischen machen.

Halibut zum Abendessen
Wieder zu Hause angekommen, machten wir uns gleich and die Zubereitung des Abendessens. Nebst dem Frisch gefangenen Halibut, gab es ganz viel verschiedenes Gemüse aus dem Garten. Zu Viert kochten wir und hatten Spass dabei. Ich konnte es kaum erwarten, endlich essen zu können, ach wie ich Essen liebe!
Und das Ergebnis war dann auch ein richtiges Highlight. Ich bin nun seit 14 Monaten am Reisen und hab schon so einige Leckereien probiert. Doch dieses Abendessen ist noch immer mein bestes Essen der ganzen Reise.

Lecker und frischer geht es nicht
Und zum Dessert gab es Vanille Glace mit unseren frisch gepflückten „Blueberries“.
Ritt im „Fox River Grass“
Schliesslich war das Wochenende vorbei und Dan musste am Montag wieder arbeiten gehen. Stephanie, eine Lehrerin, hatte aber noch immer Schulferien und somit Zeit, um mir schöne Orte zu zeigen. Sie schlug vor, einen Ritt zum Fox River zu machen. Ihr Freund Mark bot geführte Reittouren an und hatte die Möglichkeit, uns am Montag mitzunehmen.
So trafen wir uns bei ihm und ich lernte seine Pferde kennen. Ich half ihm, die Pferde zu verladen und dann ging es auch schon los.
Nachdem die Pferde nach einer kurzen Fahrt wieder ausgeladen waren, ritten wir zuerst einer etwas steilen Kiesstrasse zum Strand hinunter. Dann ging es dem Stand entlang in Richtung Fox River. In der Nähe des Fox River liess Mark seine Kühe weiden und er wollte nachsehen, ob alles in Ordnung ist mit ihnen.

Meggie und ich haben Spass
Ich konnte mein Glück gar nicht fassen. Es war für mich unglaublich toll, Alaska vom Pferderücken aus zu erleben. So genoss ich die Zeit im Sattel in vollen Zügen. Mit den Kühen von Mark war alles gut und der Ritt ging weiter dem Fox River entlang. Nach einer Weile stiegen wir ab und assen unser mitgebrachtes Picknick, während die Pferde um uns herum grasten. Es war eine friedliche Stimmung und auch die einzelne Regentropfen änderten nichts daran.
Schliesslich war es Zeit, wieder zurück zu reiten. Den es war der 1. August, die Schweiz hatte an diesem Tag Geburtstag und am Abend stand noch eine „Swiss Day Party“ der besonderen Art an. Stephanie und Dan haben nämlich Schweizer Freunde, die in Homer leben.
In den folgenden Tagen ging ich aber noch einige weitere Male mit Stephanie reiten, weil die Gegend um Homer einfach wunderbar war, um zu reiten.

Ritt am Stand entlang
Schweizerische Bundesfeier mit Celebrity Stars
Während meiner Reise von San Francisco nach Alaska wurde ich immer wieder von verschiedenen Kanadiern und Amerikanern auf die Reality TV Sendung „The Last Frontier“ angesprochen, da es sich bei diesem Format um eine Schweizer Auswandererfamilie in Alaska handelt. Die Familie Kilcher führt bereits seit zwei Generationen auf sehr unterhaltsame Weise ein Homestead.
Wie es der Zufall wollte, ist Stephanie seit über 20 Jahren eng mit der Familie Kilcher befreundet und auf einigen CDs von Atz Kilcher als Background Sängerin verewigt. Nebst der Reality Show ist die Familie nämlich auch für ihre Musik bekannt. Jewel Kilcher, Atz’s Tochter, ist mit ihrer Musik die Erfolgreichste von den Kilcher Familie und in Nordamerika eine Berühmtheit.
Ich lernte ein Teil der Familie Kilcher bereits einige Tage zuvor bei meiner Ankunft kennen. Sie luden mich spontan zur 1. Augustfeier ein. Diese Einladung nahm ich dankend an, den ich vermisste die Schweiz doch etwas und fand es eine tolle Idee, mit Gleichgesinnten diesen Tag zu feiern.
Die Feier fand auf dem Grundstück der Familie Kilcher statt. Neben der Familie Kilcher waren nur enge Freunde und die Nachbarn eingeladen. Darunter befanden sich noch weitere Schweizer. Jeder brachte etwas „schweizerisches“ zum Essen mit. Dann wurde ein grosses Feuer entzündet, die Schweizer Fahne geschwungen und gejodelt.

Unser 1. August-Feuer
Es war richtig schön. Atz holte seine Gitarre und auch Atz Lee, sein Sohn, kam und zusammen sagen sie Lieder vor dem Feuer. Schliesslich meinte Stephanie zu Atz, er solle sein Lied namens „Fox River Grass“ für mich singen. Als er das Lied für mich sang, wurde ich schon fast etwas sentimental, so gut gefiel es mir. Es traf genau auf den Punkt, was ich nur wenige Stunden davor selber erlebte, als ich durchs Fox River Gras ritt.

Familie Kilcher beim Jodeln
Etwas später, beim Essen, kam ich mit Atz und einem Freund von ihm ins Gespräch. Sie begangen mir Geschichten von früher zu erzählen. Ich musste Tränen lachen, so lustig war es ihnen zuzuhören. Ja, die Familie Kilcher ist wirklich etwas Besonderes.
So verging der Abend wie im Flug und es fühlte sich schon fast so an, als ob ich nicht erst vor drei Tagen in Homer ankam, sondern die Leute schon viel länger kannte. Wir assen und hatten Spass. Der Abend war gemütlich und jeder schien sich zu amüsieren.
Der Moment des Abschiedes kam viel zu schnell. Ich hätte womöglich noch mehrere Wochen in Homer verbringen können, da es mir dort so gut gefiel und die Leute einfach toll waren. Doch nach einigen Tagen konnte ich mich aufraffen und zog weiters. Es ist nicht zu glauben, aber als ich Homer verliess, bekam ich noch einen dritten Plattfuss. Es steckte ein rostiger Nagel in meinem Vorderrad. Doch es hatte sich mehr als gelohnt, einen Abstecher nach Homer zu machen.
Ein Gedanke zu “Zu Besuch in Homer (AK)”