Oft hatte ich mir vor zu stellen versucht, wie er denn sein wird, mein erster Tag auf der Strasse. Seit Wochen schon beschäftigte er mich und nun habe ich ihn hinter mir, ohne dass sich irgendwelche Befürchtungen bestätigten.
Und wieder einmal hiess es Abschied nehmen
Meine Nervosität liess mich selbstverständlich nicht gut schlafen. Ich war froh, als es Morgen wurde. Das letzte gemeinsame Frühstück mit Maryam und Philipp stand an. Es gab Rösti mit Spiegelei, so wie ich es von Zuhause kenne. Ja, es ist hier wie ein Zuhause für mich. Dieser Gedanke verursachte einen Klos in meinem Hals welcher weiter wuchs, je näher der Abschied kam.
Die restlichen Sachen hatte ich bereits in mein Auto gepackt. Mir stand nur noch der letzte Auto-Check mit Philipp bevor. Er zeigte mir, wie man den Ölstand kontrolliert, wo sich das Kühlwasser befindet und wie die Überbrückungskabel im Notfall an der Batterie angebracht werden müssen, um das Auto zu starten. Dann fuhren wir zur Tankstelle, um den Pneu-Druck zu überprüfen und Scheibenputzmittel zu kaufen.

Odin ist bereit
Schliesslich kam der Abschied. Ich drückte Philipp und bedankte mich bei ihm, bevor ich schweren Herzens ins Auto stieg und los fuhr. Maryam musste bereits zur Arbeit, desshalb schaute ich noch kurz bei ihrer Arbeit vorbei, um Tschüss zu sagen. Ihre Worte werden mir ganz bestimmt in Erinnerung bleiben. Ich riss mich zusammen und fuhr los.
Save me, San Francisco
Als ich vor zwei Jahren durch Auckland hätte fahren sollen, verlor ich bereits nach geschätzten drei Kreuzungen die Nerven und meine Mitfahrerin musste weiter fahren.
Ungefähr so stellte ich mir die Fahrt durch San Francisco fohr, nur mit dem Unterschied, dass es keine Mitfahrerin mehr gab, die mich hätte retten können. Glücklicherweise hatte ich meine Nerven aber im Griff und ich konnte mich von meiner kompetentesten Seite im Strassenverkehr zeigen. Gehupe und brenzlige Situationen blieben aus, mein Fahrtraining hatte also die gewünschte Wirkung erzielt.
Und schliesslich kam der lange ersehnte Moment, die Fahrt über die berühmte Golden Gate Bridge. Und wieder musste ich mich zusammen reissen, um nicht in Tränen aus zu brechen. Für mich bedeutete die Golden Gate Bridge nämlich, es durch San Francisco geschafft zu haben. Es bereitete mir schon fast ein wenig Spass, über die Brücke zu fahren. Die Golden Gate Bridge war einfach beeindruckend.
Trotz nebelfreier Golden Gate Bridge, machte ich keinen Stopp, um Fotos zu machen. Ich wollte das Glück nicht zusätzlich heraus fordern. Es hatte so viele Touristen und Autos überall, da wollte ich mir die Suche nach einem Parkplatz nicht antun, sondern die Momente der Fahrt bewusst in mir aufnehmen.
Ich fuhr eine geschätzte halbe Stunde weiter, bis ich an einem Aussichtspunkt bei der Ortschaft „Muir Beach“ machte, um mich von der ganzen Aufregung etwas zu erholen.

Muir Beach
In der Zwischenzeit ist Nebel aufgezogen und umhüllte die Küste. Es wurde etwas kühl, so ohne Sonne. Dennoch tat mir der kurze Spaziergang gut, um etwas herunter zu fahren und meinen Kopf zu lüften. Vor mir lag nun der Shoreline Highway 1.
Ich setzte mich wieder ins Auto und fuhr der kurvenreichen Küstenstrasse entlang. Mit weniger Autos um mich herum, fühlte ich mich sofort viel wohler. Es wurde sonnig, und ich kam meinem Ziel immer näher. Das letzte Stück fuhr ich durch einen Wald, bis ich bei meinem Tagesziel ankam. Es hiess Inverness CA.

Kurz vor Inverness
Eine haarige Begrüssung
Die Unterkunft hatte ich über Airbnb gefunden. Eine Privatperson bot ihren Garten als Campingplatz an. Ich stellte das Auto vors Haus und schlief dann auch im Auto. Doch ich konnte das Badezimmer und die Küche benützen, bei Bedarf.
Die Hausbesitzer waren nicht da, dennoch wurde ich herzlich begrüsst. Von vier Hunden, dann waren es plötzlich sechs und irgendwann acht.

Ein Foto meiner Ankunft
Eine Hausbesitzerin hatte mich bereits vorgewarnt. Die Hunde waren alle lieb und lebten sozusagen in ihrem Hundeparadies. Die Umgebung hatte auch dementsprechend ausgesehen. Das Haus erinnerte mich an eine riesige Hundehütte, überall mit Hundebetten und behaarten Sofas ausgestattet.Es war im und ums Haus herum dreckig und chaotisch. Deshalb verzichtete ich freiwillig auf die Benützung der Küche und mein Bett befand sich sowieso im Auto. Doch die Hunde waren toll.
Mir drückte der Abschied von Maryam und Philipp immer noch etwas auf die Laune. Und in meiner neuen Situation konnte ich auch noch nicht wirklich zurecht finden. Plötzlich war ich alleine und auf mich gestellt. Das war schon ein komisches Gefühl. Ich lenkte mich mit den Hunden und dem Lesen meines neuen Buches von meinen negativen Gefühlen ab.

Dieses Buch scheint er zu kennen
Früh legte ich mich zum Schlafen. Ich war todmüde. Glücklicherweise konnte ich gut schlafen in meinem Auto. Am nächsten Morgen wachte ich ausgeruht auf und alle negativen Gefühle und Gedanken waren verflogen.
Der erste Schritt ist vollbracht. Ich schaffte es problemlos mit Odin durch San Francisco. Das machte mich schon etwas stolz. Der Abschied von Maryam und Philipp bereitete mir jedoch etwas Mühe. Jetzt ist es aber Zeit, um nach vorne zu schauen. Ich bin gespannt und freue mich auf das, was kommen wird.
Ein Gedanke zu “Der erste Tag meines Road Trips”