Ich habe es hinbekommen und bin nun stolze Autobesitzerin, obwohl ich das für lange Zeit eigentlich gar nie sein wollte. Aber „das Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ hatte mich gerufen und ohne Auto kommt man dort (trotz den unbegrenzten Möglichkeiten) kaum irgendwo hin, schon gar nicht in den Norden.
Mein Weg zur offiziellen Autobesitzerin
Ein Auto in Amerika zu kaufen ist vielleicht etwas kompliziert, aber nicht unmöglich. Für mich war es eine grosse Hilfe, dass mich Freunde meiner Familie dabei unterstützten. Ohne Maryam und Philipp hätte ich wohl noch lange ohne Auto, ohne Versicherung und ohne Registrierung in den USA verweilen müssen. Doch jetzt ist alles unter Dach und Fach.
Bereits in Südamerika hatte ich mich mit dem Autokauf auseinander gesetzt. Ein Auto war schnell gefunden, was keine Selbstverständlichkeit war. Ich konnte das Auto von einer Privatperson, welche ich gut kannte, übernehmen. So war das Auto schnell gekauft. Er ist ein Acura MDX 2002 und trägt nun den Namen „Odin“.

Mein Odin (Acura MDX 2002)
Ich traf in Los Gatos, Kalifornien, ein und als weiterer Schritt brauchte ich eine Versicherung für mein Auto. Maryam hatte sich bereits im Vorfeld bei ihrem Versicherungsmakler gemeldet. Der hatte es dann tatsächlich auf Anhieb geschafft, mir eine Versicherung zu finden, welche Ausländer versichert. Er sagte, dass ich grosses Glück gehabt hätte, eine Woche zuvor versuchte er für zwei Klienten vergebens, eine Autoversicherung für Ausländer zu bekommen. Ehrlich gesagt, habe ich da nicht den Durchblick, weshalb ich eine Autoversicherung ohne Probleme bekommen habe und andere lange warten müssen, bis sich eine Versicherung finden lässt. Auf alle Fälle ist eine Autoversicherung Voraussetzung, um sein Auto beim Strassenamt auf den eigenen Namen registrieren lassen zu können.
Was ebenfalls Voraussetzung für eine Registrierung des Autos auf den eigenen Namen ist, ist der Abgastest. Der ging rasch von Statten. Wir brachten Odin in eine Autogarage, welche den Abgastest durchführte und das Resultat dann gleich elektronisch zum Verkehrsamt schickte.
Dann kam die eigentliche Herausforderung: Die Registrierung beim Strassenamt, in den vereinigten Staaten DMV (Departement of Motor Vehicle) genannt. Um einen Termin zu bekommen, verbrachte sowohl Maryam, als auch Philipp bereits eine Ewigkeit in der telefonischen Warteschlange.
Schliesslich begleitete Maryam mich zum DMV, um den Termin wahr zu nehmen. Sie wollte es mir nicht zumuten, dort alleine hin zu gehen. Als sich die Türe zum DMV öffnete, stand ich erst einmal mit offenem Mund da und überlegte mir, wo ich denn nun hin schauen soll. Wir stellten uns in die Warteschlange und ich entschied mich dazu, auf die Beine meines Vordermannes zu starren. Seine Beine wurden offensichtlich aufgrund von Diabetes stark in Mitleidenschaft gezogen und ich hatte das Gefühl, ihnen regelrecht beim Verfaulen zuschauen zu können, während ich in der Warteschlange stand und wartete.
Um mich herum war ein riesiges Chaos. Als Ausländer erlebt man im DMV sozusagen die geballte Ladung „amerikanische Kultur“. Es gab Menschen aus allen Schichten und jedes Extrem war vertreten. Das Verhalten der einzelnen Personen zu beobachten, war ein Schauspiel. Ich konnte mich kaum satt sehen. Irgendwie schien hier niemand wirklich den Durchblick zu haben und doch versuchte jeder, auf seine eigene Art und Weise, zu seinem Ziel zu gelangen.
Natürlich schafften es auch Maryam und ich irgendwann an die Spitze der Warteschlange. Auf eine Registrierung des Autos hofften wir jedoch vergebens. Die Beamtin deckte uns mit weiteren Formularen, die es auszufüllen und zu unterschreiben galt, ein und schickte uns nach Hause. Ich bekam einen neuen Termin.

So viel Papierkram beim Autokauf
Ich nahm einen zweiten Anlauf und ging mit allen Papieren wieder zum DMV. Und wieder befand ich mich in der Warteschlange. Doch kurze Zeit später musste ich nur noch die Papiere abliefern und etwas hartnäckig sein (sie wollte mich wegen des angeblichen Fehlens des Abgas-Tests wieder wegschicken, ich hatte die Bestätigung aber auf Papier mit dabei). So kramte die Beamtin gefühlte Stunden in ihren Sachen herum und drückte mir dann tatsächlich meine Nummernschilder in die Hände. Glücklich und zufrieden verliess ich als offizielle Autobesitzerin das DMV.

Die Nummernschilder werden angebracht
Mein Vorhaben „Road Trip durch Nordamerika“
Mein Vorhaben ist kurz erklärt: Ich will es alleine mit meinem Odin von Los Gatos (Kalifornien) nach Deadhorse (Alaska) schaffen. Über 3500 km und das Überqueren des „Arctic Circles“ liegen vor mir. Schlafen werde ich hauptsächlich im Auto auf Campingplätzen, bei Einheimischen auf dem Sofa (genannt Couchsurfing) oder bei Freunden.
Wenn ich dann Deadhorse erreicht habe, fahre ich anschliessend wieder zurück und verbringe die restliche Zeit meiner 6 Monate, die ich in Nordamerika dank meines Visums bleiben kann, mal hier und mal dort.

Die erste Fahrt auf dem Freeway
Ich erfülle mir damit einen lang gehegten Traum. Bereits im Jahr 2011 hatte mich die Faszination für den Norden gepackt. Es sind die unendlichen Weiten und die unberührte Natur, die mich so begeistern. Sie lössen in mir ein unbeschreibliches Gefühl von Freiheit und Lebendigkeit aus. Irgendwo im Nirgendwo zu sein, macht mich einfach glücklich.
Doch um dieses Glück des Nordens vollumfänglich erleben zu können, muss man mobil sein. Deshalb hatte ich mich dazu entschlossen, ein Auto zu kaufen, obwohl ich insgeheim eine Abneigung gegenüber dem Auto fahren hegte. Ja, ich hatte lange Angst vor dem Auto fahren. Ich legte mir damals diverse Vermeidungstaktiken in meinem Alltag in der Schweiz zurecht und bin nur gefahren wenn es nich anders ging. Damit soll nun endlich Schluss sein. Ich will mich nicht von meinen oftmals unbegründenten Ängsten einschränken lassen.
Deshalb ist dieser Roadtrip für mich auch eine Challenge. Ich will an meine Grenzen stossen, meine Komfortzone verlassen und heraus finden, was wirklich in mir steckt.
Meine Vorbereitung
Nebst dem Autokauf plante ich auch etwas Zeit ein, um in den USA anzukommen und mich zurecht zu finden.
Gleich nach Ankunft in San Francisco musste ich mich in einem Spital behandeln lassen, da ich eine Entzündung am grossen Zehen hatte. Ein Stückchen Nagel musste aus dem Nagelbeet entfernt werden. Es war keine grosse Sache, doch die Wunde brauchte trotzdem einige Tage, um zu verheilen.
Und dann ging es natürlich darum, alle Sachen zu besorgen, die man für einen Road Trip benötigt. Maryam nahm mich mit in ihre Lieblingsläden und zeigte mir, wo ich in den USA was finden kann. Im Target fand ich so meine Campingausrüstung und andere Dinge, die ich benötige.
Ein weiterer wichtiger Punkt für mich war, dass ich mich an die amerikanische Strassenverhältnisse gewöhnte. So fuhr ich Maryam zur Arbeit oder zum Einkaufen und erledigte Dinge für sie, wie zum Beispiel ein Paket zur Post zu bringen. Ich benutze das Auto so oft wie möglich, um Routine im Fahren zu bekommen. Zusätzlich nahm ich noch 7 Fahrstunden bei einer professionellen Fahrlehrerin.

Odin und ich besuchten die Santa Cruz Wharf
Die Zeit in Los Gatos nutze ich auch, um meine Route etwas zu planen. Es wäre mir dann doch zu gefährlich und zu stressig, jeden Tag aufs Neue mir eine Bleibe suchen zu müssen und nicht zu wissen wo es hin gehen soll. So werde ich nun zuerst an der Küste entlang fahren. Dann wechsle ich ins Innland, um den Lassen Volcanic Nationalpark zu besuchen, bevor ich dann einen Abstecher zum Crater Lake machen. Schliesslich werde ich Ende nächste Woche in Bend OR ankommen.
Lange hatte ich davon geredet, mit dem Auto einen Road Trip nach Alaska machen zu wollen. Jetzt ist es so weit und ich bin gespannt, wie die ganze Sache ausgehen wird. Am Donnerstag, 26.5., ist Daumen drücken angesagt;).
PS.: Liebe Maryam und lieber Philipp, ich bin Euch unendlich dankbar, für all eure Zeit und Energie, die ihr in meinen Traum gesteckt habt. Thank you very, very much!
Ein Gedanke zu “Mein Autokauf in Kalifornien”