Wüstenabenteuer in San Pedro de Atacama

Eine 24-stündige Busfahrt führte uns in den Norden von Chile. Kaum hatten wir Santiago hinter uns gelassen, veränderte sich das Landschaftsbild drastisch. Wüste so weit das Auge reicht.

Unsere Reise führte uns nach San Pedro de Atacama. Es ist ein Städtchen, mitten in der Wüste gelegen. Von dort aus unternahmen Seline und ich Ausflüge, um die tolle Umgebung zu erkunden und uns in das eine oder andere Abenteuer zu stürzen.

 

Verloren im „Valle de la Luna“

Wie der Name schon sagt, ist das „Valle de la Luna“ ein Wüstenteil, der einer Mondlandschaft gleicht. Das „Valle de la Luna“ ist wenige Kilometer ausserhalb der Stadt gelegen. Die Möglichkeit, ein Fahrrad zu mieten und das Tal auf eigene Faust zu erkunden, war sehr verlockend, obwohl ich seit Jahren nicht mehr mit einem Drahtesel unterwegs war (viel zu anstrengend und zu gefährlich). Aber wenn sich schon die Möglichkeit bot, geführten Touren und Touristen auszuweichen, dann mussten die natürlich genutzt werden.

Nach einer kurzen Fahrprobe (es ist wirklich so, dass man Fahrrad fahren nicht verlernen kann), ging es los. Wir fuhren aus dem Städtchen und auf der Hauptstrasse entlang in Richtung „Valle de la Luna“. Ich fühlte mich schon nicht so wohl, neben den riesigen Lastwagen und Busen zu fahren zu müssen. Glücklicherweise war nicht viel Verkehr. Einige Kilometer später kam dann der Abzweiger zum „Valle de la Luna“.  Wir zahlten die Eintrittsgebühr und traten in die Pedalen, um weiter ins Tal hinein zu kommen.

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Auf ins „Valle de la Luna“

Nach einer Weile unterbrachen wir die holperige Fahrt, um eine Höhle aus zu kundschaften. Sie ist mitten im „Valle de la Luna“ gelegen und begeistert mit ihren speziellen Formen. Zu Beginn war es sozusagen nur eine sehr schmale Schlucht. Nach oben waren die Felsen offen. Doch kurze Zeit später waren wir ganz vom Felsen umschlossen. Es wurde zunehmend enger und dunkler. Man musste sich plötzlich durch den Gang quetschen. Ich entschloss zu warten, während Seline sich noch weiter vorwagte.

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Die Höhle vom „Valle de la Luna“

Wir quetschten uns wieder aus der Höhle und fuhren weiter. Wenn es aufwärts ging, kam ich ziemlich schnell ans Limit und stieg ab, um meinen Drahtesel den Hügel hoch zu schieben. Ich hätte auch nichts anderes von mir erwartet.

Es war relativ windig und immer wieder blies uns der Wind eine Brise Sand ins Gesicht. Das machte die Fahrt nicht angenehmer. Doch die Landschaft war einfach fantastisch.

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Voll in Fahrt

Verschiedene Felsformationen und Sanddünen liessen das karge Landschaftsbild lebendig wirken. Auch am Himmel veränderte sich das Bild von Minute zu Minute. Die Farben wechselten und die Wolken veränderten sich stetig.

Schliesslich stellten wir die Fahrräder ein zweites Mal beiseite, um eine Düne zu besteigen.   Nach dem ich es nach Oben geschafft hatte, setzte ich mich auf einen Stein, um die Aussicht auf mich wirken zu lassen. Von dort oben, glich das Tal dem Mond schon irgendwie. Aber ich war noch nie auf dem Mond, von daher ist das wohl eher eine Vermutung als eine Tatsache.

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Sieht es so auf dem Mond aus?

Die Zeit drängte, da ich nicht im Dunkeln und ohne Licht nach Hause fahren wollte. Deshalb gab ich nochmals richtig Einsatz, um zur Hauptstrasse zu gelangen. Wenn man Angst vor dem Fahrrad fahren hat, dann ist dieser Einsatz dennoch beschränkt, da ich beim runter fahren sozusagen permanent auf die Bremsen drückte und anschliessend den Hügel wieder hochlaufen konnte.

Aber auch ich hab’s noch zur Hauptstrasse geschafft. Und dort erwartete uns dann das Highlight des Tages, der Sonnenuntergang.

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Sonnenuntergang

Kurze Zeit später passierte es: Aufgrund von einer Aneinanderreihung nicht ganz fertig gedachten Handlungen, verloren Seline und ich uns aus den Augen. Die Freude und Erleichterung war gross, als wir uns irgendwann in der Dunkelheit wieder fanden. So etwas konnte auch nur uns passieren… Erschöpft machten wir uns zu Fuss auf den Heimweg, da die Hauptstrasse für eine nächtliche Fahrradtour ohne Licht definitiv zu gefährlich gewesen wäre.

 

Die Geysers del Tatio

Es war früh morgens und kalt. Ein Bus holte uns direkt bei unserer Unterkunft ab, um mit uns und anderen Touristen eine Tour zu den Geysiren namens Tatio zu machen. Im Bus konnten wir noch etwas schlafen, bis wir bei unserem Ausflugsziel angekommen waren.

Es war noch dunkel und in der Nacht schneite es. Es dauerte aber nicht lange, bis die Sonne aufging und wir die Geysire als erste Touristengruppe so richtig bestaunen konnten. Es blubberte und dampfte um uns herum. Dies verhalf der Landschaft zu einer mystischen Stimmung.

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Es broddelt und dampft

Das Wasser kann in manchen Bereichen bis zu 85°C warm sein. Ein etwas kühlerer Pool lud  einige zum Baden ein. Ich bevorzugte es, die schöne Landschaft vom Trockenen aus zu bestaunen.

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Ein besonderer Pool

Nach dem Rundgang durch die Geysire, wartete ein leckeres Frühstück auf uns. Umgeben von dieser einmaligen Natur, genoss ich es in vollen Zügen.

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Eine Landschaft die bezaubert

Auf dem Rückweg bot sich mir eine besondere Gelegenheit. Seit Monaten begleitete mich der Anblick von wilden Guanacos und Vicunas in den unendlich wirkenden Weiten von Argentinien und Chile. Guanacos und Vicunas sind die sogenannte Urform unserer domestizierten Lamas und Alpacas. Meistens konnten wir sie auf unseren stundenlangen Busfahrten sehen. Doch ein Foto konnte ich aus dem fahrenden Bus nie hinkriegen. Umso mehr erfreute es mich, während einem kurzen Spaziergang die Tiere beobachten und fotografieren zu können.

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Vicunas beim Wasser trinken

 

Farbenfrohes „Valle del Arcoiris“

Einen Tag darauf, schenkten wir Felsen eine besondere Beachtung. Auf dem Weg zum „Valle del Arcoiris“ machten wir einen Zwischenhalt bei Felsenmalereien, die vor 3000 Jahren von Menschenhand erschaffen wurden. Durch die optimalen klimatischen Bedingungen, waren die Petroglyphen noch sehr gut erhalten.

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Ein gebärendes Lama als Zeichen der Fruchtbarkeit der Anden, oder so;)

Ein Kenner der Zeichnungen führte uns durch die Felsen und erläuterte einige Bilder. Diese Erläuterungen waren natürlich eher eine Sache der Interpretation und nicht wirklich wissenschaftlich belegt. Dennoch faszinierte es mich zu sehen, dass die Menschen bereits tausende Jahre vor uns auf diesem Weg ihre Geschichten und Erfahrungen einander weitergegeben hatten.

So soll zum Beispiel ein Lama (oder ähnliches) mit zwei Köpfen eine Geburt darstellen. Die Zacken, welche ins Lama gezeichnet worden waren, sollen für die Anden stehen. Die Anden lieferten denn Ureinwohner das Wasser um in der trockenen Atacamawüste überleben zu können.

Lustig fand ich, als ich auf das älteste Selfie, welches ich je gesehen habe, gestossen bin. Ein Jäger hält die Arme über seinem Kopf und schien sich über seinen ersten Jagderfolg gefreut zu haben. In eine seiner Hände wurde nämlich eine Waffe und neben ihm ein Tier gezeichnet. Vermutlich hatte der Jäger dieses Bild zum Ausdruck seiner Freude und seines Stolzes von sich selbst gezeichnet. So lautete zumindest die Interpretation.

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Ein 3000 Jahre altes Selfie

Die Fahrt ging weiter ins „Valle del Arcoiris“. Dort angekommen, durften wir uns für eine Weile frei durchs Tal bewegen und all die tollen Farben der Felsen um uns herum bestaunen. So zog ich los, um etwas in die entlegeneren Winkel zu gelangen, um heraus zu finden, wie die Felsen wohl dort aussehen. Mir gefiel die Ruhe und die Abgeschiedenheit sehr.

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Farbenfrohes „Valle del Arcoiris“

Die Farben entstanden aufgrund der diversen Mineralien, aus denen die verschiedenen Felsen bestanden. Durch besondere Verschiebungen der Erdkruste, kamen diese Farben zum Vorschein.

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Verschiedene Farben treffen aufeinander

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Rottöne dominieren

 

Das Ergründen des Urknalls

Wir wussten, dass der Sternenhimmel in der Wüste ein ganz besonderer sein muss. Deshalb wollten wir ihn bei Gelegenheit auch etwas näher unter die Lupe nehmen. Wir hatten das Glück, dass unsere Gastgeberin einen Kollegen kannte, der sich voll und ganz dem Sternenhimmel verschrieben hatte und Astronomie-Touren anbot. Er offerierte uns eine Privattour, was die ganze Sache noch etwas exklusiver machte.

Rodrigo ist sein Name. Eigentlich ist er ein Fotograf. Doch schon seit Jahren begleitete ihn die Faszination für das Universum. So war es nicht verwunderlich, dass er die Tour mit einer Präsentation zum Thema „The Big Bang“ startete. Er erklärte uns, wie es zum Urknall gekommen war und wie unser Universum aufgebaut ist. Er verdeutlichte uns, wie winzig klein unsere Welt doch ist, in Anbetracht des gesamten Universums. Von der Geburt von Sternen und Planeten, bis hin zur Supernova erzählte er die Geschichte unserer Existenz und riss uns damit in seinen Bann. Seine Erzählungen und Erklärungen erweckten in mir immer wieder neue Fragen. Manche konnte weder Rodrigo, noch sonst irgend ein Mensch bis jetzt beantworten.

Sternenhimmel

Unser Sternenhimmel in der Atacamawüste

Was ist der Grund des Urknalls? Wieso sind wir eigentlich hier? Was passiert wenn wir nicht mehr hier sind? Wenn es einen Urknall, also einen Anfang gegeben hat, dann muss es doch irgendwann auch ein Ende geben, wie sieht es wohl aus?

Wissenschaftler haben heraus gefunden, dasss sich das Universum immer weiter ausdehnt, da die Entfernung zwischen den einzelnen Galaxien immer grösser wird. Was gibt es wohl sonst noch in unserem Universum, in ferner gelegenen Galaxien? Wieso haben wir noch kein anderes intelligentes Leben gefunden? Sind wir vielleicht die ersten? Oder die letzten? Wollen die anderen einfach nichts mit uns zu tun haben? Vielleicht sind sie  aber auch so wie wir auf der Suche nach anderem intelligentem Leben und haben uns einfach noch nicht gefunden?

Als ich dann noch begann, mir Gedanken zur Quantenphysik zu machen, glaubte ich beinahe, dass mein Kopf vor lauter unbeantworteten Fragen bald platzen würde. So war es die beste Idee, nach draussen in die Kälte zu gehen, um die Sterne zu betachten.

Rodrigo hatte ein tolles Teleskop, mit dem wir die Sterne besser betrachten konnten. Aber zuerst zeigte er uns mit einem Laserpointer einige Sterne, die wir nur von Auge betrachteten. Er zeigte uns Sterne, die etwas rötlicher schienen als andere. Diese waren bereits näher an der Supernova (die Bezeichnung für das Sterben von Sternen) dran, als die weisslich leuchtenden. Aber nur weil ein Stern leuchtet, heisst das nicht, dass er tatsächlich noch dort ist. Er könnte auch schon tot sein und wir sehen nur noch sein Licht, welches Lichtjahre braucht, bis es bei uns angekommen ist.

Ausserdem zeigte uns Rodrigo verschiedene Sternbilder. Besonders spannend und interessant fand ich das „Kreuz des Südens“. Mit einer einfachen Berechnung lässt sich immer herausfinden, wo Süden ist. Dieses Wissen wird mir vielleicht noch dienlich sein…

Schliesslich zeigte uns Rodrigo am Teleskop einige Sterne und Planeten. Ich konnte nebst dem Saturn und dem Mars, auch den Mond genauer betrachten. Ich sah seine Krater und Aufwölbungen in seiner Oberfläche. Rodrigo gelange es, mit meinem I-Phone durchs Teleskop hindurch ein Foto vom Mond zu schiessen. Ich hatte mich riesig darüber gefreut.

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Ein Mondfoto, welches von meinem Handy gemacht wurde

Um 2 Uhr morgens war es dann Zeit, sich von Rodrigo zu verabschieden. Ich war zutiefst fasziniert, beeindruckt und begeistert.

 

Ach herje! Seline und ich hatten so unglaublich viel erlebt, während unserem Aufenthalt in der Atacamawüste. Ich durfte viele neue Dinge erfahren und die Wüste so richtig erleben. Die Landschaft hatte mir unglaublich gut gefallen. Schön, bin ich dort gewesen…

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