Tschüss Tansania und Hallo zu Hause

Es ist so weit. Die vier Monate in Tansania sind um. Unglaublich, wie die Zeit vergeht. Ich möchte so schnell wie möglich nach Hause, aber gleichzeitig auch noch länger hier bleiben. Meine Gedanken und Gefühle muss ich wohl zuerst noch ordnen. Dafür bleibt mir auf der Heimreise hoffentlich genügend Zeit.

Ein kurzer Tansania-Rückblick

Anfangs Oktober setzte ich, nach einer kurzen Nacht in Doha, zum ersten Mal einen Fuss auf afrikanischen Boden. Bereits vom Flugzeug aus konnte ich meinem ersten Ziel, dem Kilimanjaro, entgegenblicken. Beim Blick auf den Kili blieb es natürlich nicht. Ich habe mich bis ganz nach oben gekämpft und der Verlust meiner beiden grossen Zehennägel erinnerten mich noch Wochen später an den Abstieg. Die Strapazen haben sich aber mehr als gelohnt.

Nach dem Erklimmen des Kilimanjaro stand ein weiteres grosses Highlight auf dem Plan. Schon lange hatte ich von einer Safari in Afrika geträumt. Nun war es so weit und ich besuchte mit meiner Reisegruppe den Ngorogoro Crater und den Tarangire Nationalpark. Elefanten, Löwen, Zebras, Gnus, Büffel, Antilopen, Leoparden, Hyänen, Nilpferde und Nashörner in der freien Wildbahn zu beobachten, ist und bleibt für mich ein faszinierendes Erlebnis. Ausserdem boten mir die Safari-Tage etwas Erholung von meinem Museklkater.

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Äffchen am Morgen

Schliesslich hiess es Abschied nehmen von meiner tollen Reisegruppe. An einer Kreuzung wechselte ich das Fahrzeug. Raus aus dem sicheren Safari-Auto und rein in das wahre tansanische Leben. Ich wurde herzlich von den Schwestern Verona und Blasia im „Rhotia Health Centre“ empfangen und verbrachte zwei spannende und lehrreiche Wochen im Buschspital. Ich wurde mit für mich total unbekannten Krankheiten konfrontiert und es beeindruckte mich, wie viel man mit nur wenigen zur Verfügung stehenden Mitteln den Patienten helfen kann.

Dann ging die Reise für mich weiter. Am 1. November 2015 bezog ich mein Zimmer im „Rhotia Valley Children’s Home“. Es war der Start einer sehr intensiven Zeit. Die Kinder schlossen mich genau so schnell in ihr Herz, wie ich sie. Es freute mich sehr, wie die Kinder mich an ihrem Leben teilhaben liessen. Sie erzählten mir die Geschichten ihrer Vergangenheit und nahmen mich mit ins Dorf, um ihre Familien zu besuchen. So sah ich mich plötzlich in Lehmhütten am Boden sitzend, um Reis zu sortieren oder auf Feldern, um Kühe und Ziegen zu hüten. Natürlich wollten die Kinder auch möglichst viel über mich und mein Leben in der Schweiz erfahren. Zum Glück gibt es Handy-Fotos. In Gesprächen offenbarten sie mir ihre Sichtweise auf das Leben, sowie ihre Sorgen, Ängste und auch Hoffnungen.

Es war nicht immer alles schön und lustig. Manchmal gab es auch sehr traurige Momente, welche die Kinder mit mir teilten. Ja, die Kinder tragen sichtbare und unsichtbare Narben ihrer Vergangenheit mit sich. Umso erstaunlicher und beeindrucken ist es zu sehen, dass die Kinder trotz allem was ihnen zugestossen ist, immer noch so viele Lebensfreude besitzen und sich nicht runterkriegen lassen. Jedes Lächeln dieser Kinder liess mein Herz immer wieder aufs neue aufgehen.

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Teddys versüssen das Warten

Die Kinder haben es gut im Kinderheim. Vielleicht haben sie es sogar besser, als wenn sie immer noch bei ihren Familien wären. Sie bekommen Schulbildung, Essen, Kleidung und Spielsachen, ohne dass sie viel dafür tun müssen. Dass birgt natürlich wieder die Gefahr, die Kinder zu sehr zu verwöhnen. Deshalb ist es wichtig, dass die Kinder auch ihren Teil zum Zusammenleben beitragen müssen, zum Beispiel in dem sie beim Essen vorbereiten helfen, oder helfen die Häuser sauber zu halten oder ihre Kleidung selber waschen. Und das wichtigste ist natürlich, dass sie die Chance einer guten Schulbildung nutzen, um so viel wie möglich zu lernen und später einmal bessere Jobaussichten zu haben. So sah ich es auch als meine Aufgabe, den Kindern Grenzen zu setzen und ihnen bei Bedarf etwas Feuer im Hintern zu machen. Ich investierte sehr viel Zeit in das Lernen mit den Kindern, nicht nur während ich im Kindergarten tätig war. Der Erfolg war zum Glück auch sichtbar.

Während meiner Zeit im Kinderheim drehte sich natürlich nicht nur alles um die Kinder. Die Abende verbrachte ich oft in der Lodge auf dem Hügel gegenüber. Ich durfte tolle Leute kennen lernen und mit ihnen eine super Zeit verbringen. Es wurde viel diskutiert, gelacht, gegessen, hie und da ein Bier getrunken, Karten gespielt, das Kaminfeuer genossen und der Sternenhimmel bestaunt.

Zu Beginn meiner Zeit im Kinderheim hat Moon, eine Rhodesian Ridgeback Hündin, Baby-Hunde geboren. Ich war bei der Geburt dabei und spielte die Hebamme. Ich sah den Welpen beim Aufwachsen zu und kümmerte mich jeden Tag um sie. Es war eine unglaublich tolle Erfahrung für mich. Zwei Tage vor meiner Abreise brachten wir alle Welpen zu ihren neuen Familien.

Ich liess es mir auch nicht entgehen, eine weitere Safari zu machen. Ich verbrachte mit Colette und Arjan 4 wundervolle Tage in der Serengeti und im Ngorogoro Crater. Doch von den Safaris möchte ich in einem anderen Beitrag mehr davon berichten.

Hier ist der Link zu meinem Fotoalbum, welches Impressionen von Tansania zeigt.

 

Mein Fazit

Es war eine meiner besten Entscheidungen überhaupt, nach Tansania zu gehen. Ich hätte nicht erwartet, dass mich Tansania so packt. Tansania ist manchmal brutal und unbequem. Doch die wunderschöne Natur und die Herausforderungen und Abenteuer, welche jeden Tag auf einen warten, verleihen diesem Land auch einen ganz besonderen Reiz.

In den vergangenen Monaten durfte ich so viel über mich und die Welt lernen, unvergessliche Erfahrungen machen, ein Stück weit auch einfach mein Leben geniessen und feststellen, dass ich meinen Weg, den ich gehen möchte, gefunden habe.

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Wunderschöne Natur

Sweet, Sweet Home

Ich bin tatsächlich für einige Tage zu Hause. Gestern bin ich angekommen und am Freitag geht meine Reise weiter. In der Zwischenzeit mache ich zu Hause all das, was für mich früher ganz normal war und jetzt plötzlich das Tollste überhaupt ist. Das schöne am Reisen, ist auch das nach Hause kommen. Ich verbringe so viel Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden wie möglich. Ich esse Mama’s Essen. Ich schlafe in meinem Bett in meinem Kinderzimmer. Ich gehe in meinen Wald spazieren. Ich knuddle meine Katzen.

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Zeit mit meinen Eltern

Auch finde ich es toll, Strom, Internet und Wasser brauchen zu können, ohne sich vorher Gedanken darüber machen zu müssen. Ich mache den Kühlschrank auf und da befindet sich Käse, richtiger Käse. Und Jogurt. Und Mostbröckli. Ich kann über die Strasse gehen, ohne gleich damit rechnen zu müssen, von einem Lastwagen überfahren zu werden. Meine Hautfarbe ist weiss und die der anderen Leute hier ist es auch, somit bin ich keinen lästigen Mzungu-Rufen ausgeliefert. Es ist kalt, aber nicht zu kalt. Ich brauche nicht einmal eine Winterjacke, ich hätte auch gar keine mehr, ist mir aufgefallen. Und es ist sauber, überall. Gut, gestern haben meine Mama und ich Bierflaschen aus dem Wald entfernt. Meine Mutter benutze dafür Taschentücher, ich nicht, weil hier alles so unglaublich sauber ist. Sogar im Wald entsorgte Bierflaschen sind im Verhältnis zu Tansania unglaublich sauber.

Ach ja, es ist sooo schön zu Hause zu sein.

 

Mit den Erinnerungen an Tansania im Herzen, werde ich die nächsten Tage in der Schweiz geniessen, bevor das Abenteuer Weltreise am Freitag für mich weiter geht. Die Zeit in Tansania hat mich dankbar gemacht, dafür was ich habe. Ich erfuhr das Leben wieder einmal von einem ganz anderen Blickwinkel.

 

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