Im Fokus des Alltags im Kinderheim steht, den Kindern ein Zuhause mit Zukunftsperspektive zu bieten und sie auf dem Weg zur Selbständigkeit zu begleiten. Dabei müssen die Kinder auch hie und da einige Stolpersteine des Lebens überwinden.
Das Rhotia Valley Children’s Home ist auf einem Hügel mitten im Busch gelegen und gehört zur Gemeinde Rhotia. Hier leben momentan 37 Kinder im Alter von 4 bis 18 Jahren. Zum Kinderheim dazu gehört auch eine Tented Lodge, welche auf dem Hügel nebenan gelegen ist. So ist das Motto von Rhotia Valley Childrens Home and Tented Lodge auch: „Two hills, one goal“.
Ein gewöhnlicher Schultag
Der Tag beginnt für die Kinder zwischen 6 und 7 Uhr mit einem Frühstück, bestehend aus einem Chai (Tee mit Milch und Zucker) und Toastbrot. Nach dem Frühstück bereiten sich die Kinder für die Schule vor. Alle Kinder müssen eine Uniform tragen. Es dauert meistens einige Zeit, bis alle Kinder ihre Sachen zusammen haben und bereit sind. Dann steigen sie auf die Ladefläche eines Landcruisers und werden zur Schule gefahren. Die Kinder, welche in Marera zur Schule gehen, gehen zu Fuss zur Schule. Die kleinsten haben noch etwas Zeit, um noch etwas zu spielen, bis sie sich auf den Schulweg machen müssen.
Während die Kindergärtler nur halbtags zur Schule müssen, dauert der Schultag für die Primarschüler jeweils bis 16 Uhr. Die Sekundarschüler haben noch länger Schule und kommen erst um 18:30 nach Hause.Was nach der Schule so alles passiert
Ich komme mit den Kindergärtler jeweils um 15 Uhr zurück von der Schule. Wir sind hungrig und warten schon sehnlichst auf das Mittagessen. Nach der Stärkung wird gespielt. Die Kinder mögen es, draussen herum zu rennen, Fussball zu spielen, Fahrrad zu fahren, auf dem Spielplatz herum zu turnen oder die Kuhhirten auf dem Feld mit den Kühen zu begleiten. Die Kinder haben so viel Energie, es ist kaum zu glauben.
Vor dem Abendessen werden die Kindergärtler von den älteren Kindern gebadet. Dies ist einer meiner Lieblingsmomente. Die Kindergärtler werden einzeln in eine Wanne gestellt und mit Seife und Wasser aus einem Eimer gewaschen. Die Kinder gehen dabei sehr gründlich vor, von Kopf bis Fuss. Das Ganze geht natürlich nicht ohne herum zu planschen und Spass zu haben. Schliesslich werden sie in ein Tuch gewickelt und zu mir gebracht. Meine Part ist es, jedes Kind abzutrocknen und einzucremen. Die Kinder geniessen meine Zuwendung und ich geniesse es, den Kindern diese wohlverdiente Zuwendung geben zu können. Dann steht das Abendessen an. Die Tansanier haben ein sehr eintöniger Menüplan. Pilau (Reis mit Gemüse- und Fleischstückchen), Makavi (Bohnen und etwas Hirseähnliches) , Ugali (Polenta, meistens mit tansanischem Spinat serviert) oder Reis mit Bohnen wechseln sich ab. Doch die Kinder mögen das Essen sehr. Während meiner bisherigen Zeit im Kinderheim habe ich den Kindern das Essen von Gemüse etwas näher gebracht. Jetzt ist es oft ein Wettkampf unter den kleinen Kindern, wer am meisten Gemüse isst.Nach dem Essen helfen die Kinder das Geschirr zu waschen. Dann verbringen sie den Abend mit Spielen oder Hausaufgaben machen. Das Kinderheim hat einen grossen Klassenraum. Dort hat es Bücher, Legos, Malsachen, Bastelsachen und Lernmaterial für jede Schulstufe. Zwei Mal in der Woche dürfen die Kinder einen Film auf Englisch schauen.
So vergeht der Abend schnell und die Kinder müssen ins Bett. Die Älteren dürfen natürlich etwas länger auf bleiben. Die Kinder schlafen in Mehrbettzimmern, Jungen und Mädchen getrennt. Eigentlich hätte jedes Kind ein eigenes Bett, doch viele bevorzugen es, das Bett mit jemandem zu teilen.
Das Wochenend- und Ferienprogramm
An den Wochenenden und in den Ferien müssen die älteren Kinder ihre Wäsche waschen und auch sonst etwas im Haushalt mithelfen. Einige Kinder mögen es, im Garten mitzuhelfen oder mit den hauseigenen Kühen auf die Felder zu gehen. Aber natürlich bleibt viel Zeit um zu spielen. Wenn wir nicht etwas Spielen oder für die Weihnachten vorbereiten, dann gehen wir spatzieren.
Wochenende und Ferien bedeuten manchmal, dass die Kinder etwas länger aufbleiben dürfen. Diese Gelegenheit nutzen wir, um uns in einem der drei Kinderheim-Häuser zu versammeln und zu singen und zu tanzen. Einer der Jugentlichen greift dabei zur Trommel und gibt den Takt vor. Es ist unglaublich, was für eine Stimmung dabei aufkommt. Wenn die Kinder dann langsam müde werden, wird es automatisch ruhiger. Wir sitzen in einen Kreis und singen nur noch. Dabei kann man den jüngsten Kindern zusehen, wie sie zunehmend ins Schwanken geraten und beinahe einschlafen. Ich und die Jugentlichen retten die Kleinen dann jeweils vor einem Sturz, in dem wir sie zu uns auf den Schoss nehmen und sie bei uns einschlafen lassen. Dies ist ebenfalls einer meiner Lieblingsmomente. Das Einschlafen der jüngsten Kinder bedeutet aber auch, dass es Zeit ist um schlafen zu gehen.
So vergehen die Tage im Kinderheim wie im Flug. Es macht Freude, die Kinder in ihrem Alltag und auch ein Stück auf ihrem Lebensweg begleiten zu dürfen.
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