Mein Volunteer-Job im Kinderheim beinhaltet auch, dass ich mit den Kindergarten-Kinder vom Kinderheim zur Schule gehe und dort den Lehrern helfe, die Kindergärtler zu unterrichten. Jetzt sind die langen Weihnachtsferien, bevor im Januar das neue Schuljahr beginnt. Es ist also Zeit, etwas von meinen Erlebnissen in der Schule zu berichten.
Auf dem Weg zur Schule
Wenn nicht gerade Schulferien sind, gehe ich jeden Tag mit den jüngsten Kindern vom Kinderheim in den Kindergarten von Marera. Der Weg dort hin ist ein 45-minütiger Fussmarsch durch den Busch. Wie Kinder sind, sorgen sie mit ihren Ideen immer für Abwechslung. Da spielt es keine Rolle, ob es gerade in strömend regnet oder die Sonne scheint. Sie singen, spielen Verstecken, machen Wettrennen, finden spannende Dinge und erzählen. Man merkt, dass sie gerne in den Kindergarten gehen.
Je näher wir der Schule kommen, desto mehr Schüler begleiten uns. Die Kinder sind immer wieder aufs neue fasziniert von meiner weissen Haut. Alle wollen mich anfassen und mit mir Händchen halten. Die Kinder vom Heim sind richtig stolz, dass sie mit ihrem „Mzungu-Freund“ zur Schule gehen dürfen.
Und plötzlich bin ich Lehrerin
Im Kindergarten bin ich dafür zuständig, mit den 5- und 6-jährigen Kindern Englisch zu lernen. Ich denke, dass es für die Kinder eine grosse Chance ist, dass sie bereits in jungen Jahren Englisch lernen dürfen. Aber es gehen nicht alle Kinder regelmässig zur Schule. Dies bedeutet, dass grosse Unterschiede betreffend des Wissenstandes der einzelnen Kinder bestehen. Es ist eine Herausforderung für mich, allen 50 Kindern gerecht zu werden. Unterstützt werde ich von zwei einheimischen Lehrerinnen.
Oft lese ich mit den Kindern zusammen Geschichten auf Englisch. Oder ich schreibe einfache Wörter auf eine Tafel und die Kinder lesen die Wörter laut vor. Sie haben ein Aufgabenheft, in dem sie die Wörter anschliessend aufschreiben. Dazu zeichnen sie das Bild des Wortes. Stolz präsentieren sie mir dann ihre Aufgabenhefte, wenn sie damit fertig sind. Es macht Spass mit den Kindern so zu arbeiten. Sie sind motiviert und haben Freude am lernen. Auch lieben sie es, zu singen und dabei zu tanzen.Auf dem Spielplatz unterhalte ich mich mit den Kindern in Englisch. Viele Kinder sind sehr schüchtern und trauen sich kaum Englisch zu sprechen. Während dem Spielen fällt ihnen das leichter.
Ich und die tansanischen Lehrer
Nebst den Kindern sind da natürlich auch die anderen Lehrer. Der Kindergarten von Marera wird vom Rhotia Valley Children’s Home geführt. Die beiden einheimischen Lehrerinnen haben somit schon einen sehr europäischen Unterrichtsstil und machen ihre Arbeit gut.
Die dazugehörige Primarschule ist jedoch eine staatliche Schule. Deshalb bin ich auch viel mit den Lehrern der staatlichen Schule zusammen. Ich denke, dass ich ein gutes Verhältnis zu den Lehrern habe. Sie sind immer freundlich und interessiert mir gegenüber. Manchmal wünsche ich, sie würden dies auch mehr gegenüber den Kindern sein. Ja, Tansania hat noch einiges Potenzial nach oben was das ganze Schulsystem betrifft.
Im Lehrerzimmer wird viel diskutiert, so wie es bei Tansanier üblich ist. Manchmal werde ich von den Lehrern auch mit kritischen Fragen konfrontiert. Sie haben mich schon ganz direkt zu verstehen gegeben, dass sie die Schweiz sehen wollen und ich da bestimmt etwas organisieren könnte. In der Schweiz sind ja alle reich und ich bin es bestimmt auch. Oder sie fragen mich, wieso ich nicht in Tansania bleiben möchte und hier eine Familie gründen will (dabei sitzt der Kandidat für die Familiengründung auch gleich neben mir). In solchen Situationen hilft dann nur eine diplomatische aber eindeutige Antwort.
Irgendwie hat es mich schon immer einmal gereizt, in die Rolle der Lehrerin zu schlüpfen. Es gefällt mir sehr. Ich hoffe, dass die Kinder nicht nur Spass mit mir haben, sondern auch etwas dabei lernen.
2 Gedanken zu “Meine Arbeit im Kindergarten”